Grundsätze einer rationalen ambulanten Antibiotika-Therapie
Antibiotika sind keine Antipyretika oder Mittel zur Absenkung eines erhöhten CRP-Wertes. Sie sind nur bei bakteriellen Infektionskrankheiten wirksam und dann sinnvoll anzuwenden.
Bei Virusinfektionen sind Antibiotika nicht wirksam. Virale Infektionen des oberen Respirationstraktes sind eine der häufigsten Ursachen einer unnötigen Antibiotika-Therapie.
Fieber oder erhöhte Entzündungsparameter (CRP, Leukozytose) sind nicht immer mit einer behandlungsbedürftigen bakteriellen Infektion gleichzusetzen.
Bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion sollte vor Beginn der Antibiotika-Therapie, falls möglich, immer eine adäquate mikrobiologische Diagnostik angestrebt werden.
Jede Angabe des Patienten auf eine Penicillin-Allergie muss kritisch hinterfragt werden. Gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit/Erbrechen, Durchfälle oder Bauchschmerzen im Rahmen einer Antibiotika-Therapie sind kein Ausdruck einer Penicillin-Allergie.
Bei mikrobiologisch nachgewiesenen Erregern muss immer zwischen Kolonisation bzw. Besiedlung und einer Infektion unterschieden werden. Ausschließlich Infektionen, nicht Kolonisationen bzw. Besiedlungen sollten antibiotisch behandelt werden.
Von einer kalkulierten bzw. empirischen Therapie sollte nach erfolgreicher Erregersicherung auf eine gezielte Therapie umgestellt werden.
Die Dauer der Antibiotika-Therapie sollte so kurz und die Dosis so hoch wie möglich sein, da Unterdosierungen die Wirkung von Antibiotika einschränken und die Resistenzentwicklung begünstigen.
Cefuroxim-Axetil p.o. hat eine sehr schlechte orale Bioverfügbarkeit (ca. 20-40% bei Nüchtern-Einnahme) und damit eine unsichere Wirksamkeit. Das Antibiotikum wird von keiner aktuellen Leitlinie als Mittel der ersten Wahl empfohlen. Es sollte deshalb nicht mehr verschrieben werden.
Eine offene Arzt-Patienten-Kommunikation bezüglich möglicher Antibiotika-Nebenwirkungen (z.B. Fotosensibilität, Allergie, Durchfall), Wechselwirkungen (z.B. Abschwächung der Wirkung oraler Kontrazeptiva), sowie entsprechender Hinweise zu Einnahmemodalitäten (Verhältnis von Einnahme zu Mahlzeiten) fördert die Compliance des Patienten.