Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA)

Vorkommen und Bedeutung

MRSA ist ein bedeutendes Problem in der stationären und ambulanten Versorgung, da er häufig nosokomiale Infektionen verursacht. Das Vorkommen von MRSA in Deutschland, einschließlich Sachsen, zeigt derzeit eine rückläufige Tendenz.

Risikofaktoren

Ein generelles MRSA-Screening in der Schwangerschaft wird nicht empfohlen. Eine Untersuchung auf MRSA sollte gemäß der ärztlichen Risikoanalyse durchgeführt werden.

  • Patienten mit bekannter MRSA-Anamnese
  • Patienten aus Regionen/Einrichtungen mit hoher MRSA-Prävalenz
  • Dialysepatienten
  • Patienten mit stationärem Krankenhausaufenthalt (> 3 Tage) in den letzten 12 Monaten
  • Patienten mit beruflichem Kontakt zu Tieren in landwirtschaftlicher Tiermast
  • Patienten, die während eines Krankenhausaufenthalts Kontakt zu MRSA-Trägern hatten
  • Patienten mit chronischen Hautläsionen oder Pflegebedürftigkeit

Therapie

Nur bei nachgewiesener Infektion, nicht bei bloßer Besiedlung, sollte eine Therapie nach Antibiogramm erfolgen.

Dekolonisierung

Die Dekolonisierung erfolgt nach ärztlicher Entscheidung und sollte nicht routinemäßig bei Schwangeren oder gesunden Neugeborenen erfolgen, wenn eine asymptomatische MRSA-Besiedlung festgestellt wird.

Dekolonisationsbehandlung (5 Tage):

  • 3x täglich Mupirocin-Nasensalbe oder Octenidin-haltiges Nasengel
  • 2-3x täglich Mund-/Rachenspülung mit antiseptischer Lösung
  • Täglich Hautwaschung/Duschen mit antiseptischer Seife
  • Empfehlung zur Nutzung eines MRSA-Sanierungs-Sets für einfache Anwendung

Während der Sanierung sollten täglich Textilien und Gegenstände gereinigt werden.

Kontrolle des Sanierungserfolges

Nach Abschluss der Maßnahmen sind Kontrollabstriche erforderlich, um den Erfolg zu überprüfen:

  • Kontrollabstrichserie I: 3 Tage bis 4 Wochen nach Maßnahmenende
  • Kontrollabstrichserie II: 3-6 Monate nach Serie I
  • Kontrollabstrichserie III: 11-13 Monate nach Maßnahmenbeginn

Positive MRSA-Anamnesen müssen weiteren Behandlungseinrichtungen mitgeteilt werden.

Hinweise

Bei Misserfolg der Erstsanierung kann ein weiterer Zyklus notwendig sein. Ursachen sollten gründlich untersucht werden, um erfolgreich zu dekolonisieren.

PVL-bildende S. aureus-Stämme

Rezidivierende schlecht therapierbare Weichteilinfektionen innerhalb von Familien oder engen Kontaktpersonen können durch sogenannte PVL-bildende S. aureus-Stämme hervorgerufen werden, unabhängig von der Antibiotikaresistenz.

PVL (Panton-Valentin-Leukozidin) ist ein besonderer Pathogenitätsfaktor und bewirkt eine Porenbildung in Makrophagen, was die Ausbreitung der Erreger im Gewebe erleichtert. Bei Nachweis eines PVL-Bildners sind neben einer ggf. erforderlichen Antibiotikagabe antiseptische Dekolonisationsmaßnahmen wie bei MRSA-Nachweis erfolgreich.

Hautinfektionen-durch-Panton-Valentine-Leukozidin-bildenden-Staphylococcus-aureus; Dtsch Arztebl Int 2022; 119: 775-84

MRGN (Multi-Resistente GramNegative Stäbchen)

Vorkommen und Bedeutung

Gramnegative Stäbchen wie z. B. E. coli, Klebsiella pneumoniae, Citrobacter ssp., Proteus ssp., Serratia spp. oder auch Pseudomonaden gehören zur normalen Darmflora des Menschen. Sie können auch die Harnwege, den oberen Respirationstrakt oder die Haut besiedeln, ohne Krankheiten zu verursachen.

Unter bestimmten Umständen (z. B. bei eingeschränkter Immunabwehr, Inkontinenz, Vorliegen von Druckgeschwüren, einer Ernährungssonde oder nach der Einnahme von Antibiotika) können diese Bakterien jedoch Infektionen wie Harnwegs- und Wundinfektionen, Lungenentzündung oder Sepsis hervorrufen.

Gramnegative Bakterien bilden Enzyme, die die Wirksamkeit verschiedener Antibiotika (z. B. Penicilline, Cephalosporine, Chinolone, Carbapeneme) herabsetzen, wodurch sie gegenüber diesen resistent werden können. Liegt eine Resistenz gegen drei dieser Antibiotikagruppen vor, spricht man von 3MRGN. 4MRGN bedeutet, dass der Erreger gegen alle genannten Antibiotikagruppen resistent ist.

Übertragung

MRGN werden durch direkten Kontakt übertragen, vor allem über die Hände beim Umgang mit Stuhl und Urin sowie über kontaminierte Gegenstände und Flächen. Patienten mit Inkontinenz, künstlichem Darmausgang, Harnwegskatheter, Trachealkanüle oder offenen bzw. drainierten Wunden können die Umgebung kontaminieren.

Therapie

Patienten mit MRGN-Infektionen werden nach Antibiogramm behandelt, ggf. mit Reserveantibiotika.

Nach Therapiebeginn können frühestens 3 Tage später Kontrollabstriche zur Überprüfung des Therapieerfolgs genommen werden.

Hygienemaßnahmen

  • Die korrekte hygienische Händedesinfektion (mind. 30 Sekunden Einwirkungszeit) vor und nach dem direkten Patientenkontakt sowie vor und nach spezifischen Maßnahmen wie Wundversorgung ist die wichtigste Maßnahme zur Verhütung der Weiterverbreitung von MRGN.
  • Schutzhandschuhe sind bei jedem Kontakt mit erregerhaltigem Material und bei Verbandswechseln bei infizierten/kolonisierten Wunden zu tragen.
  • Mund-Nasen-Schutz (mindestens 3-lagig in FFP1-Qualität) ist nur bei möglicher Tröpfcheninfektion erforderlich.
  • Bei Kontamination von Flächen und Medizinprodukten ist sofortige Flächendesinfektion durchzuführen.
  • Nur eingewiesenes Praxispersonal sollte mit MRGN-Patienten umgehen.

Sanierung eines MRGN-Trägers

Eine Sanierung von MRGN-besiedelten Patienten ist nicht möglich.

Informationen für den Patienten

Für gesunde Kontaktpersonen besteht ein geringes Risiko einer MRGN-Infektion. In häuslicher Gemeinschaft mit MRGN-Trägern sind keine besonderen Vorkehrungen notwendig, außer bei Kontakt mit chronisch kranken Angehörigen (z. B. mit Wunden oder Immunsuppression).

Gute persönliche Hygiene, einschließlich regelmäßigem Händewaschen oder Desinfektion unter bestimmten Umständen, sind ausreichende Vorsichtsmaßnahmen.

VRE (Vancomycin-Resistente Enterokokken)

Vorkommen und Bedeutung

Enterokokken gehören zur normalen Darmflora des Menschen. Sie können auch die Harnwege, den oberen Respirationstrakt oder die Haut besiedeln, ohne Krankheiten zu verursachen.

Unter bestimmten Umständen (z. B. bei eingeschränkter Immunabwehr, Inkontinenz, Vorliegen von Druckgeschwüren, einer Ernährungssonde oder nach der Einnahme von Antibiotika) können diese Bakterien jedoch Infektionen wie Harnwegs- und Wundinfektionen, Lungenentzündung oder Sepsis hervorrufen.

Übertragung

VRE werden durch direkten Kontakt übertragen, vor allem über die Hände beim Umgang mit Stuhl und Urin, infizierten Wunden, erregerhaltigen Sekreten, aber auch indirekt über kontaminierte Gegenstände und Flächen.

Keimträger mit Inkontinenz, Durchfall, künstlichem Darmausgang, Harnwegskatheter, Trachealkanüle oder mit besiedelten bzw. infizierten offenen oder drainierten Wunden können die Umgebung kontaminieren.

Therapie

Patienten mit einer VRE-Infektion werden nach Antibiogramm behandelt.

Je nach Therapieerfolg können von der infizierten Stelle frühestens 3 Tage nach erfolgter Therapie Kontrollabstriche zur Überprüfung des Therapieerfolgs genommen werden.

Hygienemaßnahmen

  • Die korrekte hygienische Händedesinfektion (mind. 30 Sekunden Einwirkungszeit) vor und nach dem direkten Patientenkontakt sowie vor und nach spezifischen Maßnahmen wie Wundversorgung ist die wichtigste Maßnahme zur Verhütung der Weiterverbreitung von VRE.
  • Schutzhandschuhe sind bei jedem möglichen Kontakt mit erregerhaltigem Material (z.B. kolonisierte/infizierte Körperstellen oder Analbereich) und bei Verbandswechsel bei infizierten/kolonisierten Wunden zu tragen. Das gleiche gilt für Schutzkittel/Schürzen.
  • Mund-Nasen-Schutz (mind. 3-lagig in FFP1-Qualität) ist nur bei möglicher Tröpfcheninfektion erforderlich.
  • Bei möglicher Kontamination von Flächen und/oder Medizinprodukten (z.B. Stethoskop) ist eine sofortige Flächendesinfektion durchzuführen.
  • Nur eingewiesenes und informiertes Praxispersonal sollte mit VRE-Patienten umgehen.
  • Als zusätzliche Sicherheit können Termine mit VRE-kolonisierten bzw. –infizierten Patienten zum Ende des Sprechtages vereinbart werden. Patienten sollten sofort in das Behandlungszimmer geführt werden.
  • Die Verbreitung von VRE erfolgt jedoch nicht so schnell wie bei MRSA, da die Erreger nicht physiologischerweise die Nase besiedeln.

Sanierung eines VRE-Trägers

Eine Sanierung von VRE-besiedelten Patienten ist nicht möglich.

Informationen für den Patienten

Für gesunde Kontaktpersonen (Angehörige, Freunde) besteht ein geringes Risiko einer VRE-Infektion. In häuslicher Gemeinschaft mit VRE-Trägern sind keine besonderen Vorkehrungen notwendig, außer bei Kontakt mit chronisch kranken Angehörigen (z. B. mit Wunden oder Immunsuppression).

Gute persönliche Hygiene, einschließlich regelmäßigem Händewaschen oder Desinfektion unter bestimmten Umständen, sind als Vorsichtsmaßnahmen ausreichend.