Grundsätze einer rationalen ambulanten Antibiotika-Therapie

  • Antibiotika sind keine Antipyretika oder Mittel zur Absenkung eines erhöhten CRP-Wertes. Sie sind nur bei bakteriellen Infektionskrankheiten wirksam und dann sinnvoll anzuwenden.
  • Bei Virusinfektionen sind Antibiotika nicht wirksam. Virale Infektionen des oberen Respirationstraktes sind eine der häufigsten Ursachen einer unnötigen Antibiotika-Therapie.
  • Fieber oder erhöhte Entzündungsparameter (CRP, Leukozytose) sind nicht immer mit einer behandlungsbedürftigen bakteriellen Infektion gleichzusetzen.
  • Bei Verdacht auf eine bakterielle Infektion sollte vor Beginn der Antibiotika-Therapie, falls möglich, immer eine adäquate mikrobiologische Diagnostik angestrebt werden.
  • Jede Angabe des Patienten auf eine Penicillin-Allergie muss kritisch hinterfragt werden. Gastrointestinale Beschwerden wie Übelkeit/Erbrechen, Durchfälle oder Bauchschmerzen im Rahmen einer Antibiotika-Therapie sind kein Ausdruck einer Penicillin-Allergie.
  • Bei mikrobiologisch nachgewiesenen Erregern muss immer zwischen Kolonisation bzw. Besiedlung und einer Infektion unterschieden werden. Ausschließlich Infektionen, nicht Kolonisationen bzw. Besiedlungen sollten antibiotisch behandelt werden.
  • Von einer kalkulierten bzw. empirischen Therapie sollte nach erfolgreicher Erregersicherung auf eine gezielte Therapie umgestellt werden.
  • Die Dauer der Antibiotika-Therapie sollte so kurz und die Dosis so hoch wie möglich sein, da Unterdosierungen die Wirkung von Antibiotika einschränken und die Resistenzentwicklung begünstigen.
  • Cefuroxim-Axetil p.o. hat eine sehr schlechte orale Bioverfügbarkeit (ca. 20-40% bei Nüchtern-Einnahme) und damit eine unsichere Wirksamkeit. Das Antibiotikum wird von keiner aktuellen Leitlinie als Mittel der ersten Wahl empfohlen. Es sollte deshalb nicht mehr verschrieben werden.
  • Eine offene Arzt-Patienten-Kommunikation bezüglich möglicher Antibiotika-Nebenwirkungen (z.B. Fotosensibilität, Allergie, Durchfall), Wechselwirkungen (z.B. Abschwächung der Wirkung oraler Kontrazeptiva), sowie entsprechender Hinweise zu Einnahmemodalitäten (Verhältnis von Einnahme zu Mahlzeiten) fördert die Compliance des Patienten.